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Bleriot XIb - von Robert Walter 

Die Saison 2009 ist rum, das Wetter ist schlecht und ich war bei meinem Freund Eddie Stocker in UK. Eddie hat vor ein paar Jahren die Firma DB Sport & Scale (www.dbsportandscale.com ) von Dave Boddington („Boddo“), einem Urgestein des Flugmodelbaus in UK, übernommen.
Boddo hat viele Scale/Semiscale Modelle in den 80/90er Jahren konstruiert und als Bausätze angeboten.
Eddie hat die Konstruktionen nach und nach digitalisiert und modernisiert. Sie werden jetzt z.T. als laser cut kits angeboten. Ich habe aus so einem Kit die Sopwith Pup in 1:4 gebaut und war sehr zufrieden. Kit und Support von Eddie, der übrigens nur im Direktvertrieb seine Modelle verkauft, sind Spitze.

Eigentlich wollte ich ja die SE5a als Schwesterschiff zu meiner Pup bauen, aber der Kit war erst Anfang 2010 verfügbar. Also mal was anderes.

Eddie hat mir für einen moderaten Preis ein sogenanntes Plan Pack verkauft mit 1:1 Plänen, gelaserten Rippen und selbstklebenden "Shapes" für die Formteile, sowie einige Tiefziehteile aus ABS. Die Bauanleitung ist ausführlich, jedoch nur in englisch erhältlich. Eddie spricht ein wenig deutsch und kann ggf. am Telefon oder per Email helfen. Das funktioniert recht gut.

Meine Wahl fiel auf eine 1/4 Scale Bleriot XIb von 1913-14. Das ist einer der allerersten Warbirds überhaupt. Eine zweisitzige, vergrößerte Version des "Channel Crosser" von 1909. Ich hatte 2009 auf der Hahnweide so eine „Drahtkommode“ fliegen sehen und war schlicht begeistert von der urigen Konstruktion.

Ja, endlich mal wieder was komplett selber bauen.

 

Kurze Historie – die ersten „Warbirds“

Die Bleriot XI wurde im Dezember 1908 in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Typen IX, X und XI waren hauptsächlich das Werk des Konstrukteurs Raymont Saulnier, der ab 1911 mit u.a. Robert Morane seine eigene Firma gründete. In die Bleriot XI flossen viele Merkmale früherer Konstruktionen von Bleriot ein, so z.B. der hölzerne Gitterrumpf, die Steuerung und das „Bettgestell“-Fahrwerk. Ein weiteres, wichtiges Detail war die Steuerung des Flugapparates um die Längsachse durch Flächenverwindung, welche die damals heiklen Querruder an den Flächenspitzen ersetzte.

Die Erfolge Bleriots im „sportlichen“ Bereich der Fliegerei weckten das Interesse der Militärs um 1910. Die französischen und italienischen Armeen beschafften die ersten Flugzeuge und eröffneten Flugschulen. Schnell erkannte man den militärischen Nutzen von Aufklärungsflugzeugen und deren flexiblem Einsatzmöglichkeiten. Die ersten Einsätze von Bleriot Flugzeugen zu militärisch Zwecken fand Ende 1911 in Libyen durch die Italiener statt.

Das Modell stellt so eine Bleriot XIb von ca. 1914 dar. Eine zweisitzige Aufklärervariante des „Channel Crosser“ mit 70PS Gnome Umlaufmotor.

Weitere Informationen zu diesen historischen Thema findet sich z.B. in dem „Windsock Data File 108 - THE BLERIOT AT WAR“ von Gregory Alegi (ISBN No. 1-902207-65-3). Aus diesem Buch ist auch das folgende Bild.

 17prem.Squadriglia Bleriot

Der Bau

Der Maßstab erforderte etwas mehr Platz im Bastelkeller als meine bisherigen Projekte. Das Modell soll am Ende eine Spannweite von 260cm und eine Länge über alles von rund 2,30m haben. Die Flächentiefe liegt bei 56cm. Das wird sicher kein Hotliner.

OK, einige von Euch werden jetzt sagen "wer schon eine Wilga hat, dem graust´s vor gar nix mehr" aber es ist nicht nur das Äußere, was mich daran reizt, es ist vor allem die schöne Holzkonstruktion und die handwerkliche Arbeit.

Der Rumpf

Bei der Rumpflänge von 183mm (ohne SR) hab ich zuerst mal ein neues Baubrett gebraucht. Der Aufbau erfolgt vollkommen klassisch in Stäbchenbauweise mit Kiefernleisten.

Die Längsgurte haben formgebenden Charakter und sind tw. mehrfach gewinkelt. Deshalb müssen sie geschäftet werden.

Nachdem die Rumpfseitenteile fertig gestellt sind werden die Spanten mit Hilfe der selbstklebenden Schablonen aussägt. Die Schablonen sind Im „Plan Pack“ enthalten. Man schneidet sie aus und klebt sie auf das Sperr- oder Balsaholz. Dabei ist die Klebkraft relativ gering, so dass sich alles wieder rückstandslos entfernen lässt.

An die Hauptspanten werden Messingrohre mit Kupferdraht „angenäht“, die später die Stahlstifte der Flächensteckung aufnehmen. Ich habe die „Nähte“ noch mit Balsa verkastet und dann mit Epoxi ausgegossen. Die Führungsrohre für die Rundstähle der Spanntürme werden auf die gleiche Weise befestigt.

Der vordere Bereich der Rumpfgitterkonstruktion wird mit 3mm Balsa ausgefüllt und später mit 0,8mm Buchensperrholz beplankt. Das ist sehr stabil und im Verhältnis zum Gesamtgewicht auch akzeptabel.

Die Seitenteile werden am Heck zusammengeführt. Diese Bauphase war schwierig weil die Seitenteile dabei stark gebogen werden. Das erfordert ne Menge Zwingen und immer schön drauf achten, dass alles winkelig bleibt...

k PICT0090

Der ganze Fachwerkrumpf wird anschließend mit nur zwei Stahlseilen kreuzweise horizontal und vertikal verspannt. Das ergibt eine enorme Stabilität und verstärkt die Verbindungen des Fachwerks. Zum Bohren der vielen Durchführungen hab ich mir eine passgenaue Schablone aus Buche gebaut. Ging dann auch alles ratzfatz.

Aus Sicherheitsbedenken habe ich nachträglich alle Knotenpunkte mit Bambusstäbchen gedübelt". Das sollte halten...

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