Great Planes Sopwith Camel 

...wie man aus einem ARF-Kit ein Bauprojekt macht.

So einen kleinen Doppeldecker für zwischendurch, ohne viel Bauaufwand , das war's was ich suchte. Der Musculus Zeigerfingus zuckte. Wieder und wieder. Zwar konnte ich ihn noch ab und zu davon abhalten die Maustaste mit dem magischen Button "KAUFEN" zu drücken, aber die Gegenwehr, trotz des ohnehin schon zu vollen Hangars, war irgendwann zwecklos. Und so kam dann eine Woche später ein mittelgroßes Paket bei mir an. 

Wunderbar, dachte ich mir beim öffnen des Paketes. Alles war sauber verpackt, Flächen Rumpf, Kleinteile - alles da. Einen arbeitslosen Hackermotor A20-22L incl. Regler hatte ich hier auch noch herumliegen und die vier 10gr. Servos  waren bei meinem örtlichen Modellbauhändler schnell besorgt. So konnte der "schnelle" Zusammenbau also beginnen. 

Zumindest hatte ich mir das so gedacht. Die paar kleinen Falten, Fältchen und Blasen auf den Flächen und dem Rumpf  sind ja schnell weggebügelt. Aber welche Temperatur nimmt man am besten?

Also an den Flächen mal vorsichtig herangetastet und es funktionierte tatsächlich ganz gut, sodass ich beide Flächen wunderbar blasen- und faltenfrei hinbekommen habe. 

Aber so eine hochglänzend die Folie auf eine Warbird - so gefiel mir das Ganze nicht. Also wurden die Flächen mit Revell Enamel-Farbe  gestrichen, die perfekt auf der Folie haftete. Die 10 Gramm Servos wurden noch in die unteren Flächen installiert. Und schwupps - Wochenende eins war schon vergangen. 

Mit dem Wissen der Tragflächen ging es das Wochenende drauf an den Rumpf. Nur hier klappte es mit der "Bügelei" überhaupt nicht. Je mehr ich auf der vorhandenen silbernen Folien herumbügelte, desto mehr Blasen erzeugte ich. Also gut dachte ich mir,  dann entfernen wir eben die Folie vom Rumpf  - ich wollte sowieso das Höhenruder mit einer Seilanlenkung versehen. Die Folie ließ sich vom Rumpf sehr gut lösen und zu Vorschein kam ein perfekter Balsarohbau. Die bereits eingebauten Röhrchen für Höhe und Seite habe ich dann entfernt und Platz geschaffen für meine Seilanlenkung. 

Die Positionen für die Servos wurden so wie vorgesehen übernommen. Noch schnell zwei Ruderanlenkungen für das Höhenruder aus 0,8mm Sperrholz geschnitten. Wie? Wochenende zwei war schon vorbei? 

Da ich unter der Woche nicht zum Bauen komme, habe ich mir da gedanklich die nächsten Bauschritte schon immer zurechtgelegt. Auch wie Camel später mal aussehen soll. Ein buntes Bemalungsschema war bei den vielen Variation schnell gefunden. 

Wochenende - endlich weiterbauen. Das Höhenleitwerk fixiert und die Seile eingezogen. 

Das war schnell erledigt und passte perfekt. Also kann der Rumpf bespannt werden. Dazu habe ich wie schon bei anderen Modellen Drachenseite (ICAREX) verwendet. Die Folie ist sehr reißfest, hat aber den Nachteil das man den Rumpf vorher mit Heißsiegelkleber einstreichen muss, da auf der Folie kein Klebefilm aufgebracht ist. Aber mit dem Ergebnis war ich voll zufrieden - vor allem Faltenfrei! Nun muss der Rumpf noch Farbe bekennen und  Wochenende drei und vier waren vergangen. 

Mittlerweile war mir klar das ich den Weg des ARF längst verlassen hatte, aber ich wollte halt nun einfach bischen mehr. Man muss es aber dem Urprungsgedanken ARF des Baukastens zugestehen - die Sopwith Camel lässt sich einfach so aus dem Karton bauen. Da wurde an alles von Seiten des Herstellers gedacht. Es ist alles dabei an Schrauben, Anlenkungsteile, Drähte etc.  

Zurück zum Umbau. Das Fahrwerk ist starr vorgesehen. Das mag bei perfekten Landungen lange halten - trotz meiner Flugerfahrung und den vielen Starts und Landungen, können die Landungen aber doch durchaus auch mal holpriger ausfallen. Aber ein komplett neues Fahwerk bauen? Nein, also musste das vorhandene etwas modifiziert werden. Aus einem 0,5mm Alublech wurden zwei dreieckige Stücke herausgeschnitten. In der Mitte die Aussparung für die Achsen ausgesägt und an das vorhandene Fahrwerk angepasst und angeschraubt. Dadurch war ohne viel Aufwand ein einfaches gefedertes Fahrwerk entstanden. 

Vom Hersteller ist ein Brushlessmotor mit drei Aufhängungspunkten vorgesehen. Im Bausatz ist der passende Motorträger und die dazu passenden Abstandshalter beigelegt. 

Mein Brushlessmotor hatte aber vier Schrauben bei der Rückwandmontage.  Der Motor wurde dann einfach auf einem 4mm Sperrholzbrett befestigt. Der Motor und das 4mm-Sperrholzbrett wurde dann auf den Motordom am Rumpf mit Weißleim aufgeklebt. Von den Maßen war  dies identisch wie die zum vorgegebenen Motor, sodass die Motorhaube ohne Nacharbeit perfekt drüber passte. Jetzt musste das Fahrwerk noch mit matter Farbe angemalt werden und auch am Rumpf war noch einiges an Lackierarbeit von Nöten. Wochenende fünf war geschafft. 

Langsam nahm die Camel Formen an. Und zugegeben - bis jetzt hatte sich der Aufwand gelohnt. Die Restarbeiten wurden wieder so wie im Bauplan fortgeführt. Lediglich die dünnen

Tragflächenstreben wurden mit etwas Balsaholz verbreitert. Die Passgenauigkeit der Teile ist hervorragend. Es gibt sehr wenig an dem man nacharbeiten muss. Die Tragflächen passten einwandfrei zueinander und auch der Baldachin - Rumpf zur oberen Fläche -  musste nur  eingeschraubt werden. Nachdem die Camel so fast Flugfertig zusammengeschraubt war, ging es ans einstellen des Schwerpunkts. In den vergangenen Wochen hatte ich genug Zeit im Internet über die Greatplanes Camel  zu recherchieren. In einem Forum hatte ich gelesen das vorne 20-30 Gramm Blei nötig wären. Bei der kurzen Nase durchaus verständlich. Also, wurde die Maschine flugbereit aufgebaut und der Schwerpunkt vom Hersteller angezeichnet. 

Und? Die Camel passte perfekt, lag wunderbar im Schwerpunkt ohne ein Gramm nachzutrimmen oder den Akku zu verschieben zu müssen. Jetzt musst natürlich noch eine transportfreundliche Verspannung angebracht werden. Dies erfolgt mit einfachem Gummifaden, da die Stabilität durch die Tragflächenstützen und dem Baldachin  gegeben war.

Wochenende sechs war vergangen, aber die Sopwith Camel war einsatzbereit. 

Leider war an den beiden folgenden Wochenenden an eine Flugerprobung nicht zu denken. Der Wonnemonat Mai machte seinem Namen keine Ehre. Entweder es regnete oder es blies der Wind oder beides. Dennoch fand ich dann nach drei Wochen endlich Gelegenheit, die Camel ihrem Element zu übergeben. Als erstes der Bodenstart. Der klappte auf Anhieb wunderbar. Leicht gezogenes Höhenruder, dreiviertel Gas und die Camel zog mit den vom Hersteller vorgegebenen Einstellungen ihre ersten Runden. Auch die erste Landung verlief wie gewünscht. Zugegeben - eine "Kerze" hatte sie am Schluss dann doch hingelegt, aber ohne Schaden. Und auch das sei noch erwähnt: Handstart ist ebenfalls möglich. Flugtechnisch läßt sich die Camel einfach fliegen. Die meisten Flugfiguren sind mit ihr möglich und scale läßt sie sich ebenfalls fliegen. 

Rückblickend ist zu sagen das die Camel sehr wohl ein ARF-Kit ist, aber auch das Potential hat noch viel mehr aus dem Bausatz herauszuholen. Zwar wollte ich ein ARF-Modell, aber es steckt doch noch etwas "mehr" Modellbauer in mir. 

Und so zieht nun die Camel mit ihren Parkzone-kollegen Albatros und SE5a ihre Runden und 

erfreut mit ihrem Flugbild die Piloten und Zuschauer. 

Technische Daten

Servos:                       4 * 10 Gr. Servos

Motor:                        Hacker A20-22L

Prop  :                         APC 9*6

Akku :                        LiPo 1300 mAh

Länge:                        ca: 630 mm

Spannweite:                ca: 900 mm

RC Funktionen:           Q, H, S, M

Rumpf/Fläche:            Holz

PS: die Camel ist sowohl unter dem Vertrieb von Great Plans(Simprop), als auch Electrify erhältlich.