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Nieuport 28 – Maßstab ¼ - Balsa USA

Nieuport 28 Erstflug 2019 09 04 1

 

Holzbau? Warum tut man sich so etwas an? 

Diese Frage schlüssig zu beantworten ist schwer. Beim klassischen Holzbau ist eher der Weg das Ziel, die Arbeit mit natürlichen Werkstoffen und eben neudeutsch „oldschool“. Modellbau mit allen Facetten. 

Für mich selbst ist es schlicht „Balsam für die Seele“; es begeistert mich immer wieder aufs Neue, aus einem großen Haufen Holzleisten ein Flugzeug entstehen zu lassen. Wie lange das Projekt am Ende dauert, ist für mich nicht relevant. Es dauert eben so lange wie es dauert. 

Leider gibt es weltweit nur noch wenige Hersteller, welche sich dem klassischen Holzbau verschrieben haben; einer davon ist der Amerikanische Hersteller Balsa USA (BUSA), wenn auch spezialisiert auf die alten Drahtkommoden aus dem Ersten Weltkrieg. Mein Herz schlägt für die alten Kisten, ist doch der technische Aufwand gering und dadurch auch die Kosten. Es bedarf keines Einziehfahrwerks und Landeklappen gibt es auch nicht. Die Servoanzahl ist also überschaubar, das schont die Hobbykasse ungemein. „Keep it simple“ heißt die Devise. Auch fliegen Doppeldecker aus der Ära relativ langsam und unkritisch, das nenne ich jetzt einfach mal „altersgerecht“. 

Die Bausätze sind wirklich sehr schön gemacht und ebenso wichtig, das fertige Modell fliegt sehr gut. Der Bauaufwand ist schon hoch, aber auf der anderen Seite sieht man sehr schnell Erfolge und das motiviert ungemein. 

Der Direktimport aus den USA ist kaum zielführend, Zoll und Frachtkosten sind schlicht sehr hoch. Fun-Modellbau hierzulande führt das BUSA-Sortiment zu marktgerechten Preisen und dort habe ich auch mein Modell geordert. Erfreulich dabei, Christian Kamann, selbst Modellbauer, steht einem mit Rat & Tat zur Seite, auch prüft er die Baukästen auf die Güte der Teile und tauscht bei Bedarf aus. 

Da dies bereits mein zweiter BUSA-Kit ist, wusste ich, was auf mich zukommt. Man muss sich mit der Amerikanischen Bauweise anfreunden, hier ist alles relativ einfach gezeichnet und auch gebaut. Man runzelt die Stirne schon des Öfteren und man ist geneigt, zu optimieren. Kann man machen, muss man aber nicht. Die Konstruktionen sind durchdacht und auch ausreichend stabil für den Flugbetrieb. Bei meiner BUSA Fokker D.VII habe ich viel geändert, versteift und verstärkt. Gebracht hat es, außer zu viel Gewicht, nichts. So war dann auch bei der Nieuport 28 das Credo, einfach nur dem gut gezeichneten Plan und der Bauanleitung zu folgen – „out oft he box“ wie der Amerikaner zu sagen pflegt. Nicht im Bausatz enthalten sind die passenden Räder und Montagematerial für den Antrieb. Anlenkungsdrähte und Gabelköpfe sind Packungsinhalt, aber eben leider zöllig. Hier empfehle ich, alles in die Tonne zu werfen und nicht in der Restekiste zu lagern. Zu schnell kann es zu Verwechslungen kommen und ein auf zölliger Gewindestange durchrutschender, metrischer Gabelkopf kann zum Modellverlust führen. 

Die Motorhaube ist aus ABS und nur bedingt tauglich, macht sich im Garten als Übertopf aber ganz hübsch. Hier wurde aus dem Zubehörhandel eine passende Alu-Cowling beschafft. 

Nieuport 28 cowlings

Bevor es an den Aufbau geht, sollte man ein paar Dinge beachten. 

Zuallererst: nach dem Auspacken bekommt man das Baumaterial nie wieder in den Karton! Es ist eines der Mysterien von BUSA: wie bekommen die das Material in den Karton? 

Nieuport 28 unboxing 1 Nieuport 28 unboxing 2

Zum Zweiten: ein Englisch-Wörterbuch, eine Zoll-Zentimeter-Umrechnungstabelle, Schraubzwingen in diversen Größen und kiloweise Stoßnadeln sollten vorrätig sein. Die Bauanleitung ist in englisch verfasst, die Bemaßungen natürlich in Zoll und Inch. Dass man einen Bauplan „lesen“ und „verstehen“ kann, setze ich jetzt einfach mal voraus. 

Zum Dritten: Weißleim wie Ponal-Express ist das Maß der Dinge. Sekundenkleber kommt nur zum Heften zum Einsatz. Wie erwähnt „old school“ eben. Natürlich muss man die verlängerten Trocknungsphasen aushalten können, aber auch das gehört zum Baugenuss. Schneller geht es natürlich mit Sekundenkleber, aber das ist nicht mein Ziel.

Zum Vierten: eine schönes großes Baubrett muss her, sonst wird das Nichts mit dem verzugsfreien Aufbau. 

Dass man zum Holzbau auch adäquates Werkzeug benötigt, sollte einleuchtend sein; hierzu zählen diverse Feilen und Sägen, Balsahobel und ein Sortiment an Schleifpapier. Cuttermesser und Skalpell gehören sowieso zum Standardequipment beim Modellbau. Wichtig ist, dass Messerklingen und Sägeblätter scharf sein müssen; gerade beim Balsahobel ist ein Klingenwechsel ein Garant für sauberen Abtrag. Unverzichtbar auch Material zum Beschweren. Ich nutze da gerne kleine Sandsäckchen und fürs Grobe Hantelgewichte. Letzteres hat wohl jeder irgendwo im Keller als Überbleibsel von euphorisch gekauften und doch ungenutzten Fitnessgeräten. Ein absolutes Muss sind auch Winkelwerkzeuge aus Metall zum lotrechten Anbringen von Spanten und Rippen, sowie ein flexibles Stahllineal zum Zuschneiden von Balsabrettchen. 

Der Baubeginn

Ich für meinen Teil zelebriere diesen Startschuss immer sehr gerne. Dazu gehört für mich ein sehr gutes Gläschen Rotwein aus dem benachbarten Frankreich und viel Muse. Das Öffnen des Kartons, der wunderbare Holzduft, welcher dem Modellbauer entgegenströmt, das Entrollen der großen Pläne; all das sind Dinge welche ich mit allen Sinnen sehr genieße. 

Nieuport 28 Plansatz 1 Nieuport 28 Plansatz2

Wie eingangs erwähnt, einmal ausgepackt gibt es kein Zurück mehr. 

Die Bauteile wurden sortiert und sofort an Hand der Teileliste in der Bauanleitung in Baugruppen aufgeteilt. Teilenummern sind auf den gestanzten Bauteilen nicht (!) zu finden, so ist es durchaus zielführend diese zu beschriften. Die dicke Bauanleitung leistet hier hervorragende Unterstützung, sind dort die einzelnen Bauteile mit Nummern verkleinert dargestellt. 

Nieuport 28 parts sort 1 Nieuport 28 parts sort2

Mit dabei sind auch ein paar gebogene Drähte für Fahrwerk und Tragflächenstreben, eine ABS-Motorhaube, Makralon für die Windschutzscheibe und Beutel mit zölligen Kleinteilen wie Gabelköpfe, Schrauben und Rudergestänge. Die Gabelköpfe und Schubstangen wandern wie eingangs erwähnt, sofort in die Restetonne, da mit unserem metrischen Maß nicht kompatibel. Das gleiche Schicksal erwartet die Motorhaube.

Nieuport 28 unboxing Kleinteile3

  

Nachdem der Bausatzinhalt gesichtet ist, gilt es die Bauanleitung zu lesen und die einzelnen Schritte mit dem Plan gedanklich durchzugehen. Hier muss man sich wirklich Zeit nehmen, dann klappt es auch wunderbar mit dem Aufbau des eleganten Doppeldeckers. 

Erst denken – dann kleben! 

Die Bauanleitung beginnt mit dem Flächenbau. Hier gilt ein Grundsatz, der den kompletten Bau begleitet: erst trocken anpassen, dann kleben. Eine ständige Überprüfung mit dem Plan ist Pflichtprogramm. Freestyle-Bauen führt nahezu immer zu Baufehlern, die im Nachgang mühsam ausgemerzt werden müssen. 

„Shape the parts“ und „laminate the parts“ verfolgen einen dann bis in den Schlaf, aber es macht dennoch viel Spaß. Die Teile passen wunderbar zueinander, geringe Schleifarbeit und das lösungsmittelfreie Kleben mit dem Weißleim sind ein Genuss. 

Positiv zu erwähnen ist, dass der gesamte Bau der Tragfläche ohne eigens anzufertigende Helling auskommt. Dies liegt vielleicht auch daran, dass das ganze Modell eben auf Modellbau optimiert ist und nicht auf absolute Vorbildtreue. Als Tragflächenprofil genügt eine Clark-Y ähnliches Profil, also Rippen mit gerader Unterseite ohne Füßchen. Die Fläche kann plan auf dem mit Folie geschützten Bauplan aufgebaut werden. Dies garantiert normalerweise einen verzugsfreien Bau. 

Die Flächenhälften sind sehr schnell erstellt - Baufehler sind schwierig herzustellen, zu genau ist hier der Plan und die Bauanleitung. Auch sind alle Flächenhälften einzeln auf Plan gezeichnet, so ist der „Klassiker“ zwei, zum Beispiel, linke Flächen zu bauen, ausgeschlossen. Dem Bauplan folgend, wurde der obere Flügel komplett fertig gestellt. Ich mag das recht gerne, wenn Baugruppen abgehakt werden können und dann nicht mehr im Weg rumstehen. 

 


 

 

„Out of the box“ ist nicht immer der beste Weg  

Eine kleine Optimierung habe ich, abweichend vom Plan, dennoch vorgenommen. Die Lager der Flächenabstrebungen bestehen aus Einschlagmuttern in relativ weichem Sperrholz. Diese sollten zum einen gegen metrisches Material ausgetauscht und auch zum anderen mit 5min-Epoxy gut verleimt werden. Die 2,5mm Gewinde sind empfindlich und schnell hat man das Ganze bei der späteren Montage verknaddelt, oder eine Einschlagmutter löst sich und fällt in den Flügel. Beides übel, denn dann muss man die Bespannung aufschneiden und eine Reparatur vornehmen. Ich habe mir angewöhnt mit dünnem Sperrholz Wartungsdeckel zu bauen und diese zu verschrauben. Der Aufwand ist minimal, aber schont Nerven bei einer möglichen Reparatur; ja, ich war da schon sehr dankbar dafür. Das Gleiche gilt auch für die Servomontage an den Querrudern.   

Nieuport 28 Fluegelrohbau 7 Nieuport 28 Fluegelrohbau 8 Nieuport 28 Fluegelrohbau 9

Das Aufwändigste am Oberflügel ist natürlich die Beplankung und die danach folgende Schleifarbeit. Bei der Beplankung sollte man mit Bedacht herangehen. Balsaholz lässt sich zwar hervorragend biegen, schnell gibt es aber auch Risse. Zur Beplankung sprühe ich die Balsabrettchen immer einseitig mit Wasser ein; hier leistet eine Blumenspritze gute Dienste. Nach ein paar Minuten Einwirkzeit lassen sich die dünnen Brettchen wunderbar auf die Rippenfläche verkleben ohne dabei zu brechen oder Risse zu bekommen. Der Nachteil ist die dadurch etwas längere Abbindezeit des Weißleims. 

Mühsam dagegen das Zurechtschleifen der Nasenleiste. Hier ist ganz klar weniger mehr. Mit dem Balsahobel fein abtragen ist immer noch am zielführendsten, elektrische Helferlein dagegen sind tabu. Die Feinarbeit erfolgte mit Schmirgelpapier aufsteigender Körnung bis hin zu 240er Papier. Zu grobes Korn ist zu vermeiden, da das Balsaholz recht weich ist. Höhere Körnung als 240er braucht man im Holzbau nicht wirklich. 

Hat man den Schleifmarathon überlebt, tut man gut daran a.) aufzuräumen und b.) das komplette Konstrukt mehrmals mit Porenfüller anzustreichen. Der Porenfüller verhärtet das weiche Balsaholz und macht es grifffester. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die spätere Bespannung besser haftet.    

Der untere Flügel ist nach ähnlicher Manier aufgebaut und auch sehr schnell erstellt. Die Nieuport hat die Querruder nur im unteren Flügel, dadurch ist der Bauaufwand etwas höher. Auch hier eine kleine Modifikation zur Bauanleitung: Ich habe die Querruder gleich ausgeschnitten und mit Kunstoffscharnieren angeschlagen. Gerne nutze ich hierfür die bekannten Kavan-Scharniere mit 20mm Breite. Die Scharniere lassen sich sehr einfach auseinandernehmen, indem man den Verbindungsstift zieht; dadurch sind die Ruder vom Flügel trennbar. Dies ist sehr hilfreich bei der späteren Bespannung. Die Servos fanden auch gleich den Weg in den Flügel, wie auch die Verkabelung und der obligatorische Wartungsdeckel auf der Oberseite; die Bauanleitung sieht diesen Bauabschnitt erst am Ende des Rohbaus vor. Kann man sicher machen, aber wie erwähnt hake ich gerne Baugruppen komplett ab. Das Einpinseln mit ein paar Schichten Porenfüller ist der Schlusspunkt. 

Nieuport 28 Bespannung QR 3 Nieuport 28 Bespannung QR 2 Nieuport 28 Bespannung QR 1

Nieuport 28 QR Servos 1 Nieuport 28 QR Servos 3 Nieuport 28 QR Servos 6

Nieuport 28 QR Servos 5

Das ist das Schöne und Befriedigende am Holzbau. Fertige Baugruppen und ein sich leerender Karton. Man sieht, wie man dem Ziel näher kommt. 

Befriedigende Geduldsprobe

So einfach der Tragflächenbau, so logisch und flink geht auch der Rumpfaufbau von Statten. Die Konstrukteure haben einen rechteckigen Kasten vorgesehen, welcher mit formgebenden Viertelspanten verrundet wird. Genial einfach. So bedarf es erneut keiner Helling, der tragende Rumpfkasten wird direkt auf dem Plan erstellt. Das ist wiederum typisch für Balsa USA; nicht scale aber pragmatisch und gut zu bauen. Nach dem das Ganze bespannt ist, kann man keinen Unterschied mehr erkennen, ob nun kreisrunde Spanten gesetzt wurden, oder eben eine kastenförmige Hilfskonstruktion. 

Nieuport 28 Rumpf Gerüst 1

Nieuport 28 Rumpf Gerüst 2 Nieuport 28 Rumpf Gerüst 3 Nieuport 28 Rumpf Gerüst 4

„Schlafen“ darf man dennoch nicht. Die einzeln aufgebauten Seitenwände und Rumpfgitter sind exakt aufzubauen und penibelst mit den Spanten auszurichten, sonst wir das Ganze windschief. Da ich relativ wenig Vertrauen in stumpf verleimte Rumpfgerüste habe, habe ich die Knotenstellen mit dünnem Sperrholz ausgesteift. 

Durch die fehlende Helling kann man beim lotgerechten Aufbau des Rumpfes einiges falsch machen. Sodann lieber einmal zu viel ausgemessen, als einmal zu wenig. Hilfreich ist bei dem Zusammenfügen auch eine helfende Hand. Diesen Bauabschnitt fand ich mit den kniffligsten des gesamten Aufbaus, aber es kam noch schlimmer. 

Nieuport 28 Rumpf Gerüst 5 Nieuport 28 Rumpf Gerüst 6 Nieuport 28 Rumpf Gerüst 7

Der Vorderrumpf wird mit dünnem Sperrholz beplankt. Eigentlich relativ einfach, uneigentlich ist der Vorderrumpf nicht nur rund, sondern auch leicht kegelförmig. Dadurch wurde dieser Bauabschnitt zur absoluten Geduldsprobe und man erfindet immer wieder neue Flüche. Die drei Sperrholzfelder wurden gemäß Plan ausgeschnitten und dann verleimt. Entscheidend hierbei ist das Wässern des Sperrholzes. 

Nieuport 28 Rumpf Beplankung 1 Nieuport 28 Rumpf Beplankung 3 

Nieuport 28 Rumpf Beplankung 2

Trocken aufziehen scheitert auf jeden Fall. Wichtig sind ständige Trockenproben und ausreichend Material zum Fixieren der Sperrholzbeplankung auf dem Rumpfgerüst. Ich muss gestehen, dass ich es aufgegeben habe die Seitenwände in einem Stück aufzubringen; so habe ich die Seitenteile zweigeteilt und diese recht entspannt mit dem Rumpfgerüst verklebt. Ja, man sieht später die Kanten und muss diese abspachteln, dennoch ist diese pragmatische Entscheidung besser für den eigenen Blutdruck - zumindest bei mir. 

Nieuport 28 Rumpf Beplankung 8

Die Flügelaufnahme ist nochmal anspruchsvoll, aber danach hat man das Gröbste geschafft und man kann sich dem hinteren Rumpfabschnitt annehmen. Der Aufbau ist banal mit Viertelspanten und Balsalängsholmen. 

Nieuport 28 Rumpf Beplankung 4 

Nieuport 28 Rumpf Beplankung 5 Nieuport 28 Rumpf Beplankung 6

Nieuport 28 Rumpf Anpassungen 1

Nieuport 28 Rumpf Anpassungen 2

Aufpassen muss man wieder bei der Höhenruderauflage. Auch hier ist wieder regelmäßiges Ausmessen und Trockenprobe ein Garant für ein geradeaus fliegendes Flugzeug. Den Abschluss bilden zwei Balsaklötze die man nach gewohnter Manier zuschleifen darf. Das ganze Konstrukt gehört nun fein überschliffen und mit Porenfüller behandelt. 

Akkufach für den 5-zelligen NimH1800 Akku 

Nieuport 28 Rumpf Beplankung 7

"Headrest" - shape the parts, business as usual 

Nieuport 28 headrest 1 Nieuport 28 headrest 2 Nieuport 28 headrest 3

Nieuport 28 headrest 4

Der Lohn der Arbeit ist ein wunderschöner und sehr leichter Holzrumpf.

Nieuport 28 Rumpf Anpassungen 4

Richtungsweisend

Die letzte große Baugruppe, die Leitwerke, ist eher ein Baugrüppchen – schnell sind die Leitwerke direkt auf dem mit Folie geschützten Bauplan erstellt. Die Ruder werden auch mit handelsüblichen Scharnieren angeschlagen. Die dünnen Leitwerke dafür zu schlitzen ist mit Sicherheit nicht ganz banal, aber auch hier macht die Übung den Meister ….. irgendwann. 

Für diese Arbeit habe ich mir längst ein Spezialwerkzeug von DUBRO gegönnt. Mit diesem Spezialwerkzeug gelingen die Schlitze perfekt und ohne unnötigen Bruch. Die Kunststoffscharniere klebte ich ebenfalls mit Weißleim ein und das Ganze wurde vertikal mit Zahnstochern gesichert. Nach dem Beischleifen ist die Verklebung nicht nur unsichtbar und unverrückbar, sondern durch den Weißleim wird auch zuverlässig das Verkleben der Scharnierhälften vermieden.  

Nieuport 28 Hoehenleitwerk 1 Nieuport 28 Hoehenleitwerk 2 Nieuport 28 Hoehenleitwerk 3

Das ganze Konstrukt wirkt sehr filigran, ist es auch. Man sollte also mit dem fertigen Bauteil Sorge walten lassen. Am Flugzeug selbst wird das Höhenleitwerk mit Drähten am Rumpf und der Seitenleitwerksflosse abgestrebt und bekommt im Nachgang durch die Bespannung weitere Stabilität. 

Nieuport 28 Verspannung HLW Nieuport 28 SLW Rumpf 2

Eine kleine Modifikation ließ ich in die Verbindung der Höhenruderhälften einfließen. Diese sollen mit einem relativ weichen Rundholz verbunden werden. Hier habe ich ein zusätzliches dünnes Sperrholz zur Verstärkung auf die Ober- und Unterseite aufgeklebt. Die Anlenkung des Höhenruders erfolgt einseitig über eine Schubstange. Klar wäre eine Seilzuganlenkung hübscher und vorbildgetreuer, aber meine Devise bei der Nieuport ist ja „out of the box“ und man kann es auch übertreiben. Der Shape des Vorbilds ist gut getroffen, das muss reichen und sind wir mal ehrlich, das tut es auch allemal. Dann reicht auch eine Schubstangenanlenkung. Beim Seitenruder verließ ich aber den Pfad und gönnte dem Doppeldecker eine Seilzuganlenkung, da diese präziser ist. 

Nieuport 28 Anlenkung

 


 

Stahlbau 

Des einen Freud, des anderen Leid – ich mag die Metallarbeiten beim Modellbau nicht sonderlich. Positiv beim Bausatz ist, dass die Drähte für den Baldachin, die Flächenstreben und auch das Fahrwerk bereits genau abgelängt und gebogen vorgefertigt sind. 

Es waren also nur Lötarbeiten vorzunehmen, aber die haben es in sich. Die Bauanleitung spart dabei nicht an Hinweisen und Tipps. Für den Baldachin musste eine Hilfskonstruktion angefertigt werden, welche natürlich dem Bausatz beiliegt. Hält man sich exakt an den Plan und die Bauanleitung, kann eigentlich nichts schiefgehen.  

Wichtig ist, dass die zu lötenden Metallteile absolut fettfrei und angeschliffen sind. Elektroniklot ist nur bedingt tauglich, ich nutze für solche Arbeiten 1mm starken Lötzinn mit Flussmittel. Der Lötkolben sollte schon 80Watt haben, sonst wird das nichts. Ja, man kann das Ganze auch hartlöten, aber diese Technik ist nicht wirklich meins. 

Die Flächenstreben mussten auch gelötet werden und zwar direkt auf dem Rohbau. Das ist dann mal wieder ein Geduldsspiel. Damit durch das Löten das Balsaholz der Flügelbeplankung nicht angesengt wird, macht es Sinn ein dünnes 0,4mm Sperrholzstück zu unterlegen; so wird ein Ansengen des Flügels recht gut verhindert. Die Streben sind am Ende recht stabil. Der Schlüssel zum Erfolg ist auch hier Geduld und penibles Ausmessen. Die Flächenstreben, sowie die Baldachinstreben werden dann natürlich noch mit Nutleisten verkleidet und zugeschliffen. So bekommt das Ganze einen schönen Scaleeindruck. 

Entgegen den Flächenstreben ist der Fahrwerksbau sehr einfach und banal. Das Verlöten der Fahrwerksdrähte ging schnell von der Hand und der Vogel steht zum ersten Mal auf eigenen Füssen. Das Originalfahrwerk weicht hier doch erheblich ab, ist es doch verspannt und hat eine gefederte Achse. Die Konstruktion des Originals ist relativ einfach und kann gut an das Modell adaptiert werden, bedingt aber einen Fahrwerksneubau. 

Ich habe es bewusst so gelassen wie geliefert und das Ganze ein bisschen hingeschummelt. Von der Optik passt es jetzt halbwegs, aber optimal ist das natürlich nicht. Hier habe ich den Bausatzentwickler nicht so richtig verstanden, weil es ein Leichtes gewesen wäre, hier mehr dem Vorbild zu folgen.  

Maßarbeit – Rohbaufinale 

Zielgerade beim Rohbau und sogleich auch eine Schlüsselstelle. Die vormontierten Leitwerke werden mit dem Rumpfwerk vereint. Hier ist nochmals größtes Augenmerk auf die Maßhaltigkeit zu legen sonst fliegt die Nieuport nicht geradeaus. An dieser Ecke entscheidet sich, mit wieviel Trimmung später geflogen wird. Die Seitenruderflosse ist winzig, aber das Seitenruder um so größer. Typisch für die Flugzeuge aus dieser Zeit ist, dass die Querruderwirkung zwar vorhanden, der Seitenruderimpuls aber viel dominanter ist. Ein windschief gesetztes Seitenruder versaut also die komplette Performance des Flugzeuges. Hier ist auf absolute Lotrechtigkeit zu achten.

Nieuport 28 SLW Rumpf 1

Das Gleiche gilt auch für das Höhenleitwerk, welches ebenfalls genau eingemessen werden muss. Die Bezugspunkte sind hierfür die Rumpfmittellinie, wie auch die Distanz zu den unteren Tragflächenenden. Man kann ein bisschen Schummeln, aber viel Luft ist da nicht wirklich. Spätestens jetzt rächt sich ein wenig sorgfältiger Rumpfaufbau, erst jetzt wird der eventuelle Verzug „messbar“.  Das Höhenleitwerk wird plan auf den Rumpf aufgeklebt. Da an dem Gebilde das Leben des Flugzeuges hängt und ich nur bedingtes Vertrauen in glatte Klebeflächen habe, habe ich ein kleines bisschen optimiert und die Leitwerkseinheit noch mit drei vertikalen Rundhölzern nach „Pfahlbaumanier“ im Rumpf verankert. Dadurch können eventuelle Scherbelastungen gut auf das Rumpfwerk übertragen werden. 

Nieuport 28 HLW Rumpf 3

Ein kleiner fieser Balsaknubbel bildet den formschönen Abschluss zum Rumpf. Das Ganze wird noch mit 2mm-Stahldrähten zum Rumpf hin verspannt. 

Nieuport 28 HLW Rumpf 1

Jetzt kann man endlich das Fluggerät zusammenstecken und aufbauen. Für mich immer das Highlight schlechthin. Ein schöner sauberer Holzrohbau ist einfach die Krönung. Diesen Abschluss feiere ich immer mit einer guten Flasche Rotwein und einem gepflegten Grillabend, egal zu welcher Jahreszeit auch immer. 

Nieuport 28 Leitwerk 2

Nieuport 28 Leitwerk 1 Nieuport 28 Leitwerk 3

 

 

Part 2 

Bügeln – man kann auch ein gerade gebautes Modell damit verbiegen 

Weiter ging es mit einer eher ungeliebten Arbeit – Bügeln. Es muss wohl in der männlichen Genetik hinterlegt sein, dass Bügeln nicht zu meinen Paradedisziplinen gehört. Bevor jedoch der Rohbau gebügelt wird, ist das Ganze mehrfach, wie erwähnt, mit Porenfüller einzustreichen. Der Porenfüller verhärtet das eher weiche Balsaholz und schafft auch eine bessere Klebeverbindung der Folie zum Werkstück. Dass nach jedem Auftrag Porenfüller ein feiner Zwischenschliff erfolgen muss, ist leider Pflichtprogramm. Dazu nutzt man am besten eine feine Körnung, um Materialabtrag am weichen Balsaholz zu vermeiden. 

Das Bügeln ist mit Bedacht vorzunehmen. Der Rohbau ist sehr filigran und sehr schnell schleicht sich Verzug ein, da die Folie doch recht stark schrumpft. Ich nutze hierfür prinzipiell die Oratex Folie von Oracover. Die Gewebestruktur kommt dem Original doch recht nahe, die Verarbeitung ist einfach. 

Quasi als Aufwärmübung, habe ich mit den Ruderblättern begonnen. Da die Scharniere trennbar sind, ist dies auch kein Problem. Jeder geht beim Bügeln seinen eigenen Weg, ich beginne prinzipiell mit der Unterseite. Die Folie habe ich mit rund 3cm Überstand grob zugeschnitten. Mit dem Folienbügeleisen, sollte übrigens in jedem Modellbauerhaushalt vorhanden sein, wurde die Folie an End- und Nasenleiste ohne Spannung angebügelt, nicht jedoch die Rippen oder Rippenfelder. 

Nieuport 28 LW Bespannung 3 Nieuport 28 LW Bespannung 4

Die richtige Temperatur erkennt man übrigens daran, dass sich die Folie leicht verfärbt; beim Abkühlen verschwindet die Verfärbung wieder. Ist das Eisen zu kalt, haftet die Folie nicht und sie verfärbt sich auch nicht. Zu große Hitze erkennt man schön an den entstehenden Löchern in der Folie. Am besten eignet sich natürlich ein Testbügeln auf einem Abfallbrettchen um die optimale Hitze zu ermitteln.  

Die überschüssige Folie wurde danach fein säuberlich mit einem scharfen Skalpell direkt an der Nasen- und Endleiste und den Randbögen entfernt. Direkt danach wird die Ruderblattoberseite gebügelt. Auch hier nur die Nasen- und Endleiste mit dem Folienbügeleisen anbügeln. Erst jetzt sind die Rippen dran und zwar immer Ober- und Unterseite abwechselnd. Den Rest übernimmt der Heißluft Fön, welcher die Rippenfelder spannt. Mit dieser Technik lässt sich Verzug recht gut vorbeugen und vermeiden, da das Schrumpfen der Folie unter Heißluft, oben wie unten gleichmäßig erfolgt. Die Bügelkanten habe ich mit dünnflüssigem Sekundenkleber versiegelt und leicht überschliffen, so sind die Kanten fast nicht sichtbar.

Was bei den Leitwerken funktioniert, passt natürlich auch bei den Tragflügeln und Querrudern. Diese wurden in gleicher Manier gebügelt und mit dem Heißluft Fön gestrafft. 

Nieuport 28 Bespannung Fluegel 2 Nieuport 28 Bespannung Fluegel 3

Der Rumpf erfordert wieder etwas mehr Aufmerksamkeit. Am besten gelingt es mit mehreren dreieckigen Bahnen. Die Bahnen überlappen ganz leicht auf den „stringern“, also den Längsholmen, der Rumpfkeule. Die Balsaleisten sind recht dünn und sehr empfindlich, es ist also angebracht sehr vorsichtig vorzugehen. Die Überlappungen habe ich wieder leicht angeschliffen und mit Sekundenkleber versiegelt. Nach der Lackierung und dem Weathering sind die Nähte nur noch schwer auszumachen. 

Nieuport 28 Rumpf Bespannung 3

Das ganze Bügelgeschäft ist nicht sehr schwierig, aber eben mühselig. Ich mag´s halt nicht. 

Cowling – Stahlbau zum Zweiten 

Die Bausatz-Cowling besteht aus recht dünnem und dadurch bruchempfindlichen ABS-Kunststoff, also eher nichts für die Ewigkeit. Wie eingangs erwähnt, habe ich mir aus dem Zubehörhandel (Pegasus models England) eine Aluminium-Cowling beschafft. Leider ist die Alu-Cowling recht teuer, aber eben auch wesentlich haltbarer. Ich weiß nicht ob ich es schon erwähnt habe, dass ich Metallarbeiten hasse; die Bearbeitung der cowling hat mein Verhältnis zu Metallbearbeitung nicht im Geringsten verbessert, im Gegenteil. Das Original hat einige Kühlöffnungen, die es auch im Modell umzusetzen gilt. Mittels Schablonen habe ich die Umrisse auf die Cowling übertragen, danach ausgebohrt und sauber mit der Feile verschliffen. Ein sehr mühsames und lautstarkes Geschäft, aber irgendwann ist auch da ein Haken dran. Ähnlich knifflig der Ausschnitt für die Akkuklappe. Hier konnte ich die Schnitte mit einer kleinen Trennscheibe setzen, so ist das mühsame Ausbohren entfallen. Da ich zwei Klappen wollte, habe ich den Ausschnitt halbiert und die Hälften mit Klavierband an der Cowling angeschlagen. Ein einfacher Verschlussmechanismus mit einem handelsüblichen Kabinenhaubenverschluss rundet das Ganze ab und man kommt nun sehr bequem von oben an die beiden Akkupacks heran. 

Nach den Blecharbeiten wurde die Cowling mit feinem Schleifpapier abgezogen und dadurch die vorhandenen Kratzer entfernt. Man kann das Alu auch auf Hochglanz polieren; das sieht sicher super aus, kommt dem Original aber nicht sehr nahe. So habe ich die Cowling mit handelsüblichem Einkomponenten-Füller aus dem Baumarkt grundiert und nochmals feingeschliffen, der Schlusslack kommt dann später. Haken dran. 

Antriebssache ist Ansichtssache

Der Hersteller sieht als Antrieb ein Verbrennungsmotor von ca. 25ccm vor. Ich habe lange hin und her überlegt, geprüft und verworfen. Laser 240 (Methanol 4-Takt), RCGF 30ccm Boxer (Benzin 2Takt) oder ein klassischer ZG. Kein Aggregat hat mich wirklich überzeugt. Auf Methanol-Geschmiere habe ich keine Lust mehr, der Boxer mit „Wo-bekomme-ich-den-Auspuff-unter“-Problemen und der ZG für mich einfach „out of style“. 

Bau doch elektrisch ….. „no way“ war mein erster Gedanke, aber irgendwann haben mich meine Flugkameraden davon überzeugt, dass dies der zielführendste Weg wäre. Leistung satt, bezahlbar und sehr wartungsarm. 

Ich gebe zu, dass ich von der Materie „Elektro“ nicht die blasseste Ahnung habe, aber irgendwann ist immer das erste Mal. Nach einem kurzen Telefonat mit Modellbaukollege Daniel Lux, kein Unbekannter in der Aircombat-Szene und „Elektrisch auf dem richtigen Fuß“, stand der Antrieb fest. Daniel hat mir dann die Komponenten berechnet und zusammengestellt. Es sollte ein Außenläufer an 6-Lipo-Zellen werden, genauer 2*3S Lipo-Zellen. 

Die Wahl fiel auf den Dualsky GA.3000-5 380Kv; der Motor ist leistungsstark und noch recht kostengünstig. Dazu ein HobbyWing Platinum 100A Regler und zweimal 3S GensAce 5000er Zellen in der Hardbox. Das Antriebset ist auch eine „kaufmännische“ Entscheidung gewesen. 6S-Antriebe sind bei allen Komponenten noch recht günstig, seien es die Akkus oder auch der Regler. Das Rundum-Sorglos-Paket mit Akkusatz schlägt mit rund 400,00Euro zu Buche, da müssen sich fossile Antriebe schon strecken. 
Vorteil 2.0, durch die Akkusätze kann wunderbar der Schwerpunkt des Flugzeuges „eingestellt“ werden, die Nieuport fliegt aus diesem Grunde komplett bleifrei. Das ist in meiner Modellbaukarriere auch eine Premiere gewesen. Als Propeller fand ein Graupner G-Sonic pro 20*10 Platz an der Welle. 

Da keinerlei Vergaser- und Chokeanlenkung aufzubauen ist, geht der Einbau des 600Gramm schweren Motors recht einfach von der Hand. Das Montagekreuz bekommt gedrehte Abstandshalter aus Aluminium aus der Restekiste spendiert; der richtige Abstand zur Feuerwand wurde noch über mehrere Sperrholzbretter, die schichtweise verleimt wurden, auf das exakte Maß gebracht. Low cost, so sollte es sein. Mit diesem Konstrukt gibt es reichlich Platz für die Akku-Halter und auch ein Frischluftplätzchen für den Regler mit Lüfter. 

Die Akkuhalter waren schnell aus Sperrholzresten gezimmert und mit 24h-Harz an die Feuerwand geklebt. Die Akkus werden gegen Herausrutschen mit handelsüblichem Klettband gesichert. Um weitere Stabilität zu bekommen, habe ich das ganze Konstrukt noch mit GFK-Matte belegt und formschlüssig mit der Feuerwand laminiert. Da bewegt sich nichts mehr. Zum Schluss kurz auslackieren und auch an diese Baustufe kommt ein Haken dran. 

Die Antriebseinheit baut sehr kompakt und verschwindet komplett unter der Motorhaube, ohne dass Durchbrüche in den Rumpf geschaffen werden mussten. Klasse! Da ist der Einbau eines adäquaten Benziners doch wesentlich mehr Aufwand. Ob die Power dieses 6-Zellen-Antriebs auch wirklich reicht, das sollte der Erstflug zeigen; Unkenrufe von den Flügelmännern gab es mehr als genug. 

Mit dem Triebwerkseinbau ist der Rohbau auch technisch abgeschlossen, als Finale Grande sodann die Lackierung. 

 

 

 

 

 

 

Es wird bunt und dreckig – Lackierung

 

Ich bin kein Riesenfreund von Tarnlackierungen und suche mir deshalb immer gerne Vorbilder aus, welche auch in der Luft gut erkennbar sind und die man nicht so oft auf den Modellflugplätzen sieht. Bei der Recherche bin ich dann auf die eher unbekannten Nieuport der „Schweizer Fliegertruppen“ gestoßen. Im Sommer 1918 musste eine Nieuport 28 in Solothurn notlanden. Das Flugzeug wurde repariert und als Luftkampftrainer eingesetzt. Man war wohl von den Flugleistungen sehr angetan und orderte nach dem Krieg 14 Stück aus französischen Überbeständen. Diese Nieuport 28 waren unbewaffnet und wurden fortan zum Kunstflug- und Formationstraining eingesetzt. Die Doppeldecker blieben bis 1930 im aktiven Bestand, zwei Originale haben überlebt. Eine davon, die 688, hängt im Verkehrshaus Luzern, die 607 ist in Dübendorf ausgestellt. Ich habe die 688 als Vorbild gewählt, weil die roten Flügelbänder eine gute Sichtbarkeit am Himmel bringen, die fehlende Bewaffnung verringert den Bauaufwand. Win-Win quasi.  

 

Ein unbestrittener Vorteil eines Elektrofliegers ist, das komplette Fehlen von Betriebsstoffen wie Ölen und Treibstoffen. Gerade bei Methanolmotoren ist der Anspruch an die Lackierung sehr hoch, da das Methanol und die notwendigen Zusätze, die Farben allzu gerne wieder anlösen. Hier wäre eine 2K-Lackierung mit mehr oder minder aufwändigem Aufbau Pflichtprogramm. Bei Benzinmotoren ist es nicht ganz so prekär, aber ein Klarlackfinish sollte schon sein und die Lackierung haltbarer zu gestalten. Bei einem Elektroantrieb hingegen gibt es keine besonderen Anforderungen. 

Bei der Nieuport habe ich handelsübliche Modellbaufarben von Humbrol, Revell und Hobbymaster genutzt. Farben die auch gerne im Plastikmodellbau verwendet werden. Diesen Farben ist ein gut deckendes Pigment eigen und die Verarbeitung erfordert beim Modellbauer keine besonderen Erfahrungen. Natürlich sollte man nicht in geschlossenen Räumen lackieren, eine Atemschutzmaske mit Aktivkohlefilter ist absolute Pflicht. Ob man die Farben nun mit einer Airbrush aufsprüht, oder eine Pinsellackierung anstrebt, liegt einzig im Wunsch des Erbauers. Eine Airbrushlackierung benötigt auf jeden Fall wesentlich weniger Farbe, pinseln ist materialintensiver. 

Es gibt natürlich unterschiedliche Farbarten, die sich im Wesentlichen über die Verdünnungsmöglichkeit unterscheiden; dazu zählen die Wasserlacke, wie auch die Lacke welche mit Verdünnung gestreckt werden müssen um spritzfähig zu sein. Auch wenn sich Wasserlack unbedenklich anhört, auch hier ist zwingend eine Atemschutzmaske notwendig.

Ich habe die Farben direkt auf das bespannte Modell mit einer einfachen Airbrush aufgetragen, eine spezielle Grundierung ist nicht notwendig. Ja, die Holzteile sind natürlich mit Porenfüller mehrfach gestrichen worden, sonst benötigt man Unmengen an Farblacken. Die Farben wurden mit 30% -Verdünnung versehen und nach zwei Durchgängen ist das Ganze wunderbar deckend und intensiv. In allem fanden rund 200 Gramm Farbe Platz auf dem Modell, überschaubar bei einem 2-Meter-Flieger. 
Nachteilig bei den Modellbaufarben à la Humbrol/Revell etc. ist, dass die Trocknungsdauer gegenüber den Basislacken und/oder 2K-Lacken verlängert ist. Der Revell-Farbton Aluminium auf Rumpf und Flächen darf und muss 24 Stunden durchtrocknen, bevor man weiterarbeiten kann. Macht nichts, wir sind ja nicht auf der Flucht. 

Ein bisschen Obacht sollte man bei den Hoheitsabzeichen geben. Die roten Bänder mit den „Schweizer Kreuzen“ werden auf dem Flügel analog dem Vorbild in Luzern in richtiger Position mit sogenanntem Tamiya-Tape (auch im Vertrieb von Revell) abgeklebt. Das Abklebeband gibt es in unterschiedlichen Breiten, ist auf Papierbasis, haftet sehr gut auf dem Werkstück, aber nicht zu fest. Da die Bespannung aus Textilfolie besteht, ergibt sich beim Abkleben keine sehr scharfe und dadurch auch „dichte“ Kante; die Gefahr von hässlichen Unterläufern besteht. Um dies zu verhindern kann man entweder nach dem Abkleben einen Klarlack vorlegen, oder wie ich bei diesem Modell, den gewünschten Farblack sehr dünn über die Klebeband-Kante nebeln und abtrocknen lassen. Durch den Farbnebel „versiegelt“ sich quasi die Kante und man kann im Nachgang beherzt den folgenden Farbgang deckend mit der Spritzpistole auflegen. Durch diesen kleinen Trick gibt es kaum mehr Unterläufer. 

Die Aufkleber, wie Rumpfnummer und die „weißen Kreuze“ hat mir ein Freund aus Folie geplottet. Die hochglänzenden Aufkleber sind schnell aufgebracht und wurden für eine bessere Scale-Optik, mit feinem Schleifpapier nachbehandelt um den Glanz zu nehmen. 

Fabrikneu ist anders – künstliche Alterung bringt Leben 

Nachdem die Farbe durchgetrocknet war, war es an der Zeit mit den üblichen Verschmutzungen zu beginnen. Hierzu nutze ich neben Pastellkreiden in diversen Farbtönen, neuerdings auch die Weathering-Farben von Vallejo. Diese sind hochverdünnt mit sehr feinem Pigment, aber mit umwerfender Wirkung. 
Man nutzt diese „Farben“ für das sogenannte washing; also für Verschmutzungen die tief in Fugen, Rillen und Beplankungsstößen hängen. Auch für Öl- und Benzinverschmutzungen eignen sich diese Materialien hervorragend. Der Auftrag ist recht simpel, aber auch hier ist weniger immer mehr. Ein Umlaufmotor, so wie in der Original-Nieuport verbaut, produziert reichlich Öl-Schmier. So findet man Spuren von frischem Öl (honigfarben), bis hin zu verbranntem Öl (braunschwarz) über den ganzen Flieger verteilt. Um hier ein bisschen Realität reinzubekommen ist es zielführend, sich näher mit dem Original und den Verschmutzungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. So wird man wohl kaum Ölschmier an den Flügelrandbögen finden, oder auch vorne an der Motorhaube. Beim sinnvollen weathering sollte man sich immer die Frage stellen „kann da überhaupt Schmutz hinkommen und wenn ja, welche Art von Schmutz“.. ; das Internet ist hierzu eine hervorragende Quelle, zeitgenössische Photos der Nieuport 28 gibt es zu Hauf. 

Bei meiner Nieuport habe ich Öl-Läufer auf der Tragflächenwurzel und der Rumpfunterseite dargestellt. Da die Verschmutzung zumeist in Flugrichtung stattfindet, habe ich dafür das Flugzeug senkrecht am Propeller aufgehängt. Die Vallejo-Farben werden nun Tropfen für Tropfen aufgetragen und zwar solange bis die Oberflächenspannung reißt und die Farbe den Konturen nachlaufen, oder sich durch den Kapillareffekt in alle Ritzen und Kanten ziehen. Danach vorsichtig mit einem Papiertuch abtupfen und wieder das Ganze von vorne. Nach mehreren „Gängen“ mit unterschiedlichen Farbtönen ergibt sich recht bald ein stimmiges Verschmutzungsbild. Öltropfen erstellt man am besten mit einem Borstenpinsel. Selbigen mit etwas Farbe benetzen und mit dem Finger „abschnippsen“. Das gibt feine Tröpfchen die sich auf dem Werkstück ablegen. Diese Technik aus verschiedenen Entfernungen zum Werkstück angewandt ergibt ein realistisches Verschmutzungsbild; und ja, es ist eine Riesensauerei, besser also auf einem abgedeckten Basteltisch anwenden. 

Natürlich gibt es auch Verschmutzungen, wenn das Flugzeug am Boden sitzt. Hierzu ist es unbedingt notwendig, dass der Flieger auf eigenen Füssen steht, denn nur so ist der richtige „Winkel“ der Schmutzläufer darzustellen. Die Farbtropfen folgen der Schwerkraft, laufen also wie beim Original ab. 

Die Pastellkreiden (die öligen Kreiden sind für uns übrigens nicht nutzbar) dienen wiederum zur Darstellung weiterer Verschmutzungen, so zum Beispiel Gras- und Erdauftrag der durch die Laufräder verursacht wird. Im Prinzip ist es das gleiche Verfahren wie bei den Vallejo-Farben, nur dass die Kreiden eben trocken aufgebracht werden und in das Werkstück einzureiben sind. Die Wahl des richtigen Farbtons ist recht banal, so wie im richtigen Leben eben. Gras ist grün, Erde ist braun, schwarz gibt es nicht. Schwarze Verschmutzungen am unteren Flügel, hervorgebracht durch das Fahrwerk, wäre also eher unrealistisch. Es dominieren also Erdtöne in den unterschiedlichsten Schattierungen. Entscheidend ist auch die Einsatzzeit. Stellt man eine Verschmutzung aus der Winterzeit dar, so wird man wohl kaum grasgrüne Verschmutzungen finden, sondern es werden die matschigen Erdtöne überwiegen.

Hat man sich für das passende Pigment entschieden, kratzt man Kreidepulver mit dem Skalpell auf das Werkstück ab und verwischt das Ganze in Flugrichtung. Viel bleibt natürlich nicht „hängen“, also ist der Arbeitsschritt so oft zu wiederholen, bis der gewünschte feine Effekt eintritt. Auf der Gewebefolie haften die Kreiden sehr gut, also hier bitte mit kleinsten Mengen herangehen, auf harten Oberflächen haften Kreiden fast gar nicht. Hier ist es zielführend vorsichtig anzuschleifen, oder gar die Verschmutzungen mit einer Airbrush und Modellbaufarben aufzubringen. Ich habe bei der Nieuport alle Tragflächen mehr oder weniger stark behandelt, oben mit Grautönen und wie erwähnt der Unterflügel auf der Unterseite auch mit Grüntönen im Bereich des Fahrwerks. Durch die Kreidebehandlung wird das zu homogene Lackbild dezent aufgebrochen und wirkt dadurch nicht mehr so steril. 

Die Weatheringfarben und Kreiden sind recht grifffest, dennoch kann es zielführend sein das Gesamtkunstwerk mit einer Lage Klarlack zu belegen. Kann man machen, ist aber bei Elektromodellen nicht unbedingt eine Pflichtveranstaltung. Bei Benzinern macht es Sinn, da hier doch des Öfteren das Flugzeug mit Reinigungsmitteln geputzt wird und dadurch auch das Weathering peu á peu entfernt wird.    

Zitterpartie – oder wer fliegt freiwillig? 

Leicht fliegt gut munkelt man. Der Gang zur Waage war ausnahmsweise erfreulich, 8 Kilo mit vollen Akkus verspricht ein gutmütiges Flugverhalten. Wichtig bei Flugzeugen aus dieser Ära ist, hinten rum sehr leicht zu bauen, so erspart man bleihaltiges Gegengewicht in der kurzen Schnauze. Mein Plan ging wunderbar auf, die Nieuport benötigte beim Auswiegen kein Gramm Blei in der Schnauze. Folgt man beim Bau auch genau dem Plan, so gibt es auch keine Überraschungen bei den Einstellwinkeln. Man sagt den Balsa USA Fliegern ja gerne eine suboptimale Winkelauslegung nach, hier stimmte aber alles, wie sich beim Fliegen herausstellen sollte.  

Blauer Himmel, kühl, kein Lüftchen, also nichts wie raus auf den Platz und das Fluggerät aufbauen. Erneut ein Vorteil der Balsa USA Flugzeuge, das Tragwerk ist selbsttragend, es bedarf keinerlei aufwändiger Verspannung. Nicht gerade Scale, aber beim Aufbau nervenschonend. 

Mein Einflieger wurde schon etwas blass um die Nase, als ich ihm darlegen musste, dass der Flieger rund vier Jahre Arbeit und rund 600 Baustunden gefressen hat. 

Die ersten Rollversuche waren sehr viel versprechend, keinerlei Ausbrechtendenzen und der Motor zeigte sich kraftvoll genug um mit dem Doppeldecker Löcher in den Azur zu bohren. 

Viel gibt es nicht wirklich über den Flug zu berichten. Kaum ein Erstflug der so unspektakulär von Statten ging. Kaum Trimmung war nötig um das Flugzeug geradeaus zu halten. Das Flugzeug liegt wunderbar am Ruder und lässt sich sehr weich durch die Luft bewegen. Das Seitenruder hat eine kraftvolle Wirkung, sollte also mit Maß eingesetzt werden. 

Nach den ersten Eingewöhnungsrunden hat meinen Einflieger „der Hafer gestochen“ und daraufhin erfolgte eine zeitgenössische Rumturnerei, dass es eine reine Freude war zuzuschauen; Looping, Immelmann, Fassrolle und langes Slippen hat gezeigt, dass der Einflieger sein Handwerk versteht und auch, dass die Nieuport 28 von Balsa USA ein großer Wurf ist. Eine streichelzarte Landung rundete den Erstflug ab. Totale Begeisterung am Platz und ich glaube mir war ein ziemlich dämliches Grinsen ins Gesicht getackert. Die viele Arbeit hat sich also mehr als gelohnt. 

Beim Ausmessen dann die noch größere Überraschung. In den Akkus war noch 23% Restkapazität und das nach über 8 Minuten Flugzeit. Das Antriebskonzept steht also einem Antrieb mit Benzinmotor seitens der Flugzeit in Nichts nach. Die Neugierde war geweckt und eine Schubmessung wurde ebenfalls durchgeführt. Die Kofferwaage zeigte satte 8 Kg Zug, das ist mal wirklich reichlich bei einem Fluggewicht von rund 8 Kilo. Der Antrieb hat also genügend Dampf in allen Lebenslagen – nicht schlecht für eine low-cost Variante. Es durfte also gefeiert werden. 

Mittlerweile habe ich einige Flüge mit der Nieuport absolvieren können und das Gerät macht einfach nur pure Freude. Ich habe wirklich selten so ein kreuzbraves und angenehmes Flugmodell in meinem Bestand gehabt – ein richtiger Lieblingsflieger. 

Schlusswort

Ein bisschen Manöverkritik gibt es dennoch. Der Elektroantrieb ist flüsterleise. Zum einen ein Riesenvorteil in heutiger Zeit, zum anderen fehlt halt doch etwas. Meine Flügelmänner mit deren elektrischen Nieuport haben aus diesem Grund ein Bendini-Soundmodul verbaut. Der Bauaufwand ist gering, die Wirkung aber frappant. Es ist also beschlossene Sache, dass dieses Gimmick in das nächste Modell Einzug finden wird. 

Der Antriebsstrang indes ist über jeden Zweifel erhaben und lässt sich hervorragend in der 8-Kilo-Klasse nutzen, ist also prädestiniert für die typischen Jagdflugzeuge aus dem Ersten Weltkrieg im Maßstab ¼. 

Mittlerweile habe ich auch die Flügelverspannung nachgerüstet, das Ganze aber nicht tragend mit Gummischnur. Der Aufwand ist gering, die Wirkung überzeugend. 

Ich hoffe ich habe mit diesem Bericht ein bisschen Mut gemacht, sich auch einmal an so ein Holz-Projekt heranzuwagen. Ja, der Aufwand ist hoch, die Bauzeit lang, aber der Lohn der Arbeit ist mehr als genug und das ist es doch was es ausmacht.        

Matthias Dorst Januar 2020